Brandon Sanderson: Lebenslauf, Bücher und Rezensionen bei LovelyBooks (2024)

Der Weg war lang und voller Schatten.

Prolog - der Weg dorthin:

Vor drei oder vier Jahren hatte ich es mal als Hörbuch aus einer Online-Bücherei ausgeliehen und angefangen, aber wie das so ist, habe ich es zwischendrin vergessen, die Frist ist abgelaufen und dann habe ich es erst einmal nicht wieder angefangen - bis ich vor einigen Monaten wieder darauf gestoßen bin. Aufgrund des - wie die meisten eingefleischten High-Fantasy-Leser sicher schon gehört haben - außergewöhnlichen Magiesystems findet es an einer Menge Stellen - in denen es eben um Magiesysteme, aber auch Worldbuilding geht - Erwähnung. Kurzum: In verhältnismäßig kurzer Zeit hörte ich sehr viel darüber und das meiste davon sang eine Hymne auf die "Mistborn"-Serie. Darüberhinaus spielt es in der oberen Klasse der High-Fantasy-League, was mir ein bisschen das Gefühl von "das müsstest du doch eigentlich kennen" gab. Also ging ich an den Ort, wo Bücher sind (und noch dazu kostenlos), und lieh es aus.

1.Kapitel - über das Buch an sich:

Letztendlich brauchte ich drei Tage für "Kinder des Nebels". Die Allomantie ist wirklich eine coole Sache, da gibt es nichts zu sagen, das Worldbuilding war ebenfalls gut und gerade den Mantel-und-Degen-/wir-springen-Martial-Arts-mäßig-durch-die-Nacht-Teil mochte ich sehr. Die Figuren waren definitiv in Ordnung; ich war mir anfangs mit Vin nicht ganz sicher, aber mal abgesehen davon, dass sie (SPOILER!) am Ende etwas overpowered ist bzw. mir bisschen zu sehr in die "Oh, du bist so besonders, solche Kräfte habe ich noch nie gesehen"-Masche geht. (Spoiler-Ende.) Aber darüber hinaus war sie überraschend in Ordnung. Allerdings muss ich gestehen, dass bis auf Elant eigentlich keine der Figuren mein Herz wirklich im Sturm erobert hat. Aber eigentlich sind sie alle ganz in Ordnung, auch wenn mich Kelsier zwischendrin ein bisschen genervt hat (wobei ich hier keine genaueren Angaben mache, um nicht zu spoilern). Dann zum Schreibstil. Ich kann nicht genau beurteilen, wie gut das Buch übersetzt wurde, da ich das Original nicht gelesen habe, allerdings denke ich nicht, dass es schlecht übersetzt wurde. Der Schreibstil ist definitiv nicht schlecht - allerdings muss ich gestehen, dass ich ihn mir irgendwie ... anders vorgestellt hatte? Ich glaube, ich habe irgendwie etwas in der Art von "Der Name des Windes" oder "Das Lied von Eis und Feuer" erwartet; etwas leichtes, bildhaftes, das dich sofort in seinen Bann zieht, dich direkt in die Geschichte hineingleiten und nie mehr ganz los lässt. Das soll nicht heißen, dass "Kinder des Nebels" schlecht geschrieben ist. Nur war es für mich so, dass es mich vom Schreibstil her nicht ganz so gefesselt hat wie zum Beispiel "der Name des Windes" oder "das Lied von Eis und Feuer". Ich glaube, hier und da hätte ich mir etwas mehr Poesie gewünscht. Irgendetwas, was die Geschichte im Erzählstil noch etwas mehr hervorhebt. Aber wie ich sehr wohl weiß, ist das Ansichtssache und definitiv kein Grund, das Buch nicht zu lesen. Was mich allerdings irgendwie ein bisschen leer zurückgelassen hat, war das Ende. Beziehungsweise die Aufdeckung des "Großen Geheimnisses", das sich hinter dem Obersten Herrscher verbirgt. Und hier wurde ich, um ehrlich zu sein, ein bisschen enttäuscht, denn ganz ehrlich: Ich hatte diese Art Ende tatsächlich schon gelesen. Es war nichts wirklich Neues für mich - was ich mir aber gewünscht beziehungsweise erhofft hatte. Aber dazu gleich mehr in Kapitel 2.

Kapitel 2 - über die Schatten:

Soweit ich das sehe, hat "Kinder des Nebels" ja doch einen ganz schönen Schatten geworfen, wirft ihn noch. Gerade wenn es irgendwo um Magiesysteme geht, werden Brandon Sandersons Romane als Paradebeispiele herangezogen, aber auch im Bezug auf Worldbuilding. Mit anderen Worten: Ich hörte viel und noch viel mehr; das meiste war Schwärmerei. Eines, was ich hörte, war auf welcher Idee das Buch entstanden sei: Nämlich der Idee von einer Welt, in der der prophezeite Held versagt und der Bösewicht gesiegt habe. Das ist aber, um ehrlich zu sein, nicht der Kerninhalt des Buches. In Wahrheit ist es eine - von der Handlung her - eher weniger außergewöhnliche Rebellen-Geschichte. Die Geschichte von ein paar Aufständischen, die den scheinbar unmöglichen Plan wagen, den unsterblichen Obersten Herrscher zu stürzen, der seit tausend Jahren das Letzte Reich regiert. Soweit wenig Neues. Aber gut. Wir hörten, der Bösewicht der Geschichte sei der Bösewicht der ganzen Welt - und tatsächlich erscheint das Letzte Reich ein wenig wie Mordor - oder wie Mittelerde nach Saurons Sieg. So schön, so gut. Der Böse hat gewonnen, der Welt geht es dreckig, doch die Hoffnung stirbt zuletzt und die Rebellion lebt auf. Von der Rebellion mal abgesehen ein für mich bisher eher unbekanntes Setting; eine Idee, die mich sprichwörtlich in ihren Bann zog. Der eigentlich Grund, der mich am Lesen hielt. Kommen wir jetzt aber zu meiner eigentlichen Frage, die - leider - einen Spoiler enthält, weswegen alle Menschen, die das Buch noch nicht gelesen haben und sich nicht gerne spoilern lassen, jetzt guten Gewissens aussteigen und mit einer Leseempfehlung meinerseits Abschied nehmen können. Viel Glück auf euren Lesewegen. Jetzt zur eigentlichen Frage - und dem Punkt, an dem "Kinder des Nebels" mich enttäuscht hat: Hat das Böse in die "Kinder des Nebels" wirklich gesiegt? Ist das Letzte Reich Mordor? Oder war am Ende alles anders ... und der prophezeite Held ist zwar gescheitert, aber der Typ, der ihn besiegt hat, war vielleicht nicht gut, aber auch auf keinen Fall der wirkliche, der echte Bösewicht. Stattdessen hat er - wenn ich alles richtig verstanden habe - auch noch das echte Böse bekämpft!?! Um es kurz zu machen: Das hatte ich nicht erwartet, auch nicht, dass die Lösung für das Rätsel am Ende so simpel und alles dann doch so klassisch sein würde. Und das ist der Punkt, an dem ich zu den Schatten komme: Jedes Buch erschafft, bevor man es liest, eine Illusion. Die Illusion, den Schatten, den wir sehen, bevor wir es aufschlagen. Wir glauben, eine Vorstellung davon zu haben, worum es geht, weil wir Rezensionen durchgesehen, Empfehlungen gehört oder auch einfach nur den Klappentext gelesen haben. Manchmal haben wir recht - manchmal nicht. Aber zu allererst sehen wir immer nur den Schatten des Buches, das, was wir darüber gehört, gelesen oder vielleicht auch gesehen haben. Der Schatten von "Kinder des Nebels", den ich gesehen habe, versprach mir eine außergewöhnliche Geschichte, eine neue Geschichte, eine Welt, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Am Ende musste ich feststellen, dass das Buch sehr viel einfacher, klassischer, gewöhnlicher war als ich bis dahin gedacht hatte. Zumindest von der Handlung her. Und da es mir ansonsten aber auch nicht viel anderes außergewöhnliches (über das ich nicht schon ziemlich viel wusste, wie die Allomantie) geliefert hat, hat es mich am Ende ein bisschen enttäuscht. Um es schöner (und kürzer) zu sagen: Der Schatten, den ich gesehen hatte, war größer als das Buch, das ich am Ende las.

Epilog - Warum vier Sterne, wenn ich trotzdem so viel motze?

Dies ist ein subjektiver Bericht, kein objektiver. Es ist kein Verbrechen, die Erwartungen seiner Leser nicht ganz zu erfüllen - zumindest in manchen Bereichen. Ich habe schon so einige High-Fantasy-Romane gelesen, bekannte wie unbekannte. Oftmals stößt man auf ähnliche Themen. Daher hatte ich gehofft, dass "Kinder des Nebels" vielleicht nicht nur ein interessantes, neues Magiesystem und Worldbuilding liefert, sondern vielleicht auch in anderen Bereichen Mauern bricht und Platz für etwas ganz Neues schafft. Das hat es soweit es mich betrifft, bis auf in einem Detail der Handlung (auf das ich nicht näher eingehen werde, aus dem Prinzip der Spoiler-Vermeidung heraus) nicht getan. Das hat mich ein bisschen enttäuscht. Darüber hinaus hat es mich auch nicht ganz so sehr gefesselt, wie ich es eigentlich erwartet hatte. Aber das alles muss auf andere nicht zutreffen - genauso wie ich es nicht bereue "Kinder des Nebels" gelesen zu haben, auch wenn es wohl nie zu meinen absoluten Lieblingsbüchern gehören wird. Es ist trotzdem ein gutes Buch und hätte ich es vielleicht damals als Hörbuch zu Ende gehört, mit weniger Erwartungen und Vorstellungen diesbezüglich, ich könnte mir gut vorstellen, dass ich genauso davon schwärmen würde wie viele andere ...

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Name: Trent Wehner

Birthday: 1993-03-14

Address: 872 Kevin Squares, New Codyville, AK 01785-0416

Phone: +18698800304764

Job: Senior Farming Developer

Hobby: Paintball, Calligraphy, Hunting, Flying disc, Lapidary, Rafting, Inline skating

Introduction: My name is Trent Wehner, I am a talented, brainy, zealous, light, funny, gleaming, attractive person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.